Tiergestütze Therapie

Tierische Mitarbeiter in der logopädischen Praxis Krähahn?

In unserer Praxis haben wir einen Therapiebegleithund. Sie hört auf den Namen Sookie (Nova Scotia Duck Tolling Retriever). Falls es gewünscht ist oder eine Indikation von unserer Seite zur tiergestützten Therapie besteht, besprechen wir dies mit allen Beteiligten. Wenn sich alle über diese tierische Zusammenarbeit freuen, steht dem nichts mehr im Wege.

Aber auch Leute mit Hundehaarallergie müssen unsere Praxis nicht meiden. Falls nämlich dies der Fall sein sollte, haben wir einen Therapieraum zu dem kein Hund Zugang hat.

Was bedeutet tiergestützte Therapie und wofür soll sie gut sein?

Viele Leute fragen sich wahrscheinlich, wie denn ein Hund in der logopädischen Arbeit helfen kann. Er kann nicht sprechen, wie also helfen? Ich möchte Ihnen an kleinen Beispielen aufzeigen, wieso ein Hund, unter den richtigen Voraussetzungen, eine extreme Bereicherung für die logopädische Therapie sein kann.

  1. Patienten die aufgrund ihrer sprachlichen Defizite viele frustrierende Erlebnisse mit Mitmenschen hatten und das Sprechen negativ behaften, werden vom Hund ohne Vorurteile empfangen. Ihm sind Herkunft, Alter, Sprache etc. völlig gleichgültig. Somit ist ein wertfreier Einstieg in ein neues Bewusstsein für Kommunikation geebnet.

Beispiel: Lara, 4 Jahre, spricht sehr unverständlich. Außer der Mutter versteht sie niemand. Sie ist dazu übergegangen mit anderen Leute kaum zu sprechen und alles über Gesten zu vermitteln. Dies stößt natürlich schnell an seine Grenzen. Lara ist frustriert und wird sehr schnell wütend. Sie kommt zur Therapie. Auch mit der Therapeutin mag sie nicht reden. Mit Sookie, unserem Therapiehund, verhält es sich anders. Sie krault ihn, flüstert ihm Geheimnisse ins Ohr und erzählt was sie im Kindergarten gemacht hat. Er hört aufmerksam zu und wedelt mit der Rute. Lara freut sich und beginnt auch die Therapeutin mit in den Dialog einzubeziehen. Das Eis ist gebrochen und Lara kommuniziert mit Freude. Der erste Schritt hin zu einer erfolgreichen Therapie ist getan.

  1. Bei Erwachsenen wie Kindern kann der Hund auch zu größerer Leistungsbereitschaft antreiben. Man arbeitet nicht nur „für sich“, sondern „für oder mit dem Hund“. Das motiviert.

Beispiel: Peter, 6 Jahre, ist in Therapie weil er noch nicht das /sch/ bilden kann. Alle Wörter mit /sch/ werden ersetzt durch ein /s/. Er sagt Sule, anstelle von Schule usw. Wir erarbeiten den hörbaren Unterschied zwischen den Lauten /s/ und /sch/. Dafür haben wir zwei kleine Futterschalen vor Sookie, unserer Hündin, stehen. Vor der einen Schale liegt das Piktogramm für den Laut /s/, vor der anderen Schale für den Laut /sch/. Die Therapeutin lautiert das /sch/. Peter soll heraushören, welcher Laut gemacht wurde. Wenn er dies richtig zugeordnet hat, darf er aus der dazugehörigen Futterschale ein Leckerchen nehmen und Sookie geben. Die verspeist es mit Genuss und freut sich. Peter ebenso.

  1. Im Hinblick auf Kinder ist es auch so, dass sie in der Familienhierarchie unten stehen. Das ist durch den Hund anders. Er ist an unterster Stelle der Rangfolge und derjenige, der von den Kindern Befehle entgegen nimmt. So lernen die Kinder spielerisch anhand des Hundes, dass sie mit ihrer Sprache etwas erreichen können.

Beispiel: Mina, 9 Jahre, hat ein Therapieziel in kürzester Zeit erreicht. Die Therapeutin lobt sie und fragt was sie zur Belohnung spielen möchte. Mina möchte mit Sookie einige Kunststücke machen. Sookie wird gerufen. Mina gibt Kommandos die Sookie vorführt. Sie freut sich! Er hat sie verstanden und alles richtig gemacht. Sie lobt ihn ausgiebig. Hier durfte Mina jetzt die Rolle der Therapeutin einnehmen und die „Gebende“ spielen, anstatt nur die zu sein, die „empfängt“.

  1. Auch wird das Arbeiten durch einen Hund strukturierter. Man kann leichter überschaubare Strukturen in die Therapie einfließen lassen. Unsicheren oder ängstlichen Patienten fällt es durch den Hund auch einfacher loszulassen und gelöster zu arbeiten. Durch das Streicheln des Hundes werden die Patienten oftmals ruhiger und entspannter. Sie können sich dann besser auf die vor ihnen liegenden Aufgaben konzentrieren oder besser über ihre Störung reden.

Beispiel: Herr Schulz, 65 Jahre, kommt wegen einer Stimmstörung in die Praxis. Wir erarbeiten zu Beginn, dass eine Ausatemlänge verlängert wird. Hierfür stellen der Therapeut und Herr Schulz sich hin. Sookie kommt zwischen die beiden Erwachsenen. Der Therapeut streichelt über den Rücken des Hundes und atmet dabei auf einem /f/ aus. Der Laut wird so lange versucht zu halten, wie über den Rücken gestreichelt wird. Nun ist Herr Schulz an der Reihe. Durch diese Übung verlängern wir stetig die Ausatmenlänge.

Und zu guter Letzt, sollte noch gesagt werden, dass es einfach Spaß macht mit Tieren zu arbeiten. Ob Jung oder Alt. Viele Menschen freuen sich über unsere Hunde. Wir arbeiten auch einmal die Woche ehrenamtlich in einem Pflegeheim mit unseren Tieren. Die Gruppe besteht aus jungen wie älteren Erwachsenen, die dort leben. Eine Stunde lang geht es bei „Fit im Kopf mit Sookie“ um interessante und lustige Aufgaben zur Merkfähigkeit, Sprache und viele andere Themen. ☺